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Kora avar kori pecsételt díszű kerámia Kölkeden

Hajnal, Zsuzsanna (2013) Kora avar kori pecsételt díszű kerámia Kölkeden. Archaeologiai Értesítő, 138 (1). pp. 175-211. ISSN 0003-8032

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Abstract

Beside publishing the stampled ceramics from the Avar period settlement at Kölked-Feketekapu this article aims groupping and levelling the early Avar period stampled ware bearing continuous local Germanic tradition; comparing the patterns and the decoration systems; detecting the spread and frequency of these vessels in the Carpathian basin; including the short analyses of each ware/technological group turned on quick wheel with stampled decoration and in addition gives a view of the standard groups of the early Avar fine grey pottery found together regularly in cemeteries. | A kölked-feketekapui avar kori telepről előkerült pecsételt díszű kerámia közlése mellett a cikk a kora avar korban tovább élő, helyi germán hagyományokat folytató, pecsétléssel díszített edények csoportosítását tűzte ki célul. A pecsétlők mintázatát, a velük kialakított díszítésmódok típusba sorolását, Kárpát-medencei elterjedését vizsgálja. Több technológiai csoportba sorolható edényeken is előfordul pecsételt díszítés; ezek közül a kora avar kori szürke kerámia (IB technológiai csoport) megoszlásában mutatkozó sajátosságokat, szabályosságokat elemzi. | Bei der Interpretation awarenzeitlicher Gräberfelder mit Fundmaterial merowingischer Art bzw. der Untersuchung der Frage des Weiterlebens der früher im Karpatenbecken lebenden Germanen in der Awarenzeit spielte die awarenzeitliche gestempelte Keramik eine große Rolle. Im vorliegenden Artikel veröffentlicht die Autorin die große Menge der auf der Schnellscheibe gedrehten stempelverzierten Gefäßfragmente aus der awarenzeitlichen Siedlung von Kölked (Abb. 1–5) und stellt die Zusammenhänge innerhalb der Siedlung und des Gräberfeldes, ihre Beziehung zum Fundmaterial des Karpatenbeckens dar.Die Stempelsiegel sind sehr variabel; sie lassen sich aufgrund ihrer Muster und Ausführung in zwei Hauptgruppen unterteilen. Das eine ist ein allgemein kleineres Werkzeug, mit keilförmig gravierter Musterung, Gittermuster und Einkerbungen gliedern die runden, ovalen, rhombischen, rechteckigen, viereckigen oder trapezförmigen Stempelsiegel (Abb. 6). Nicht nur die Form der Stempelsiegel, sondern auch die mit ihnen gestalteten Muster erinnern an die früheren germanischen Gefäße: In Reihen geordnet, als Weintraubenmuster oder an der Gefäßwand verstreut, unregelmäßig wurden die Stempelsiegel in die Wand der fertigen Töpfchen gedrückt (Abb. 8).Die andere große Gruppe neben ihnen bilden die konzentrisch gemusterten, etwas größeren Stempelsiegel als die der vorigen Gruppe. Ihre Musterung wurde mit einem dünnen, parallelseitigen und unten gerade abgeschnittenen Werkzeug in der runden, dreieckigen, doppeldreieckigen oder S-förmigen Oberfläche ausgestaltet (Abb. 7). Die damit geschaffenen Muster waren in waagerechten Reihen geordnet, häufig zwischen waagerechten Linienbündeln, und mit Annahme der dreieckigen Stempelsiegel wird das Muster variiert (Abb. 8). Für diese Stempelsiegel und die mit ihnen geschaffenen Muster gibt es kein direktes Vorbild im früheren germanischen Gefäßhandwerk; am meisten erinnern sie an die auf zeitgleichen spätantiken Terra sigillata vorkommenden geometrischen Muster. Auch ihre Lage zwischen waagerechten Linien kommt neben langobardischen Schalen am ehesten in spätantiker Umgebung vor. Im Karpatenbecken fand sich jedoch bisher keine echte, ins 6.-27. Jahrhundert datierbare Terra sigillata. Die Stempelung dieses Typs kommt aber nicht auf Schalen, sondern auf größeren Tassen und Töpfchen vor.Am Fundort Kölked zeigt die gestempelte Keramik am besten die organische Verbindung von Siedlung und Gräberfeld sowie zwischen den gleichzeitig genutzten Teilen der Siedlung mit der Kette der in den verschiedenen Objekten gefundenen Gefäßfragmenten und dem Geflecht der mit demselben Stempelsiegel gefertigten verschiedenen Gefäße (Abb. 9). Zwischen zwei Fundorten ist jedoch — wie im vorausgehenden gepidischen und langobardischen Gefäßhandwerk — nur eine zahlenmäßig geringe Beziehung zu belegen. Nur zwei solche Fälle konnten im veröffentlichten Fundmaterial nachgewiesen werden: zwischen der Grabkeramik der awarischen Gräberfelder von Kölked und Környe sowie zwischen je einem Gefäß aus Tiszagyenda und einem von unbekanntem Fundort im UNM bzw. dem Material des awarenzeitlichen gepidischen Töpferofens von Törökszentmiklós (Abb. 10). Die Verbreitung der gestempelten Gefäße zeigt ein mit der des awarenzeitlichen sonstigen germanischartigen Fundmaterials verwandtes Bild. Innerhalb dessen unterscheiden sich die beiden Arten vom Stempelungstyp einigermaßen. Während die stempelverzierten Gefäße „germanischer” Art sowohl in Osttransdanubien als auch an der mittleren Theiß und in Siebenbürgen zu finden sind, kommen die mit Stempelverzierung „awarischen” Typs ausschließlich in Osttransdanubien vor; und zwar an einzelnen Fundorten, wie Kölked, Szekszárd-Bogyiszló und Környe, in weit größerem Anteil als die gestempelten Gefäße „germanischer” Art (Abb. 10).In Kölked-Feketekapu kommt die Stempelung — ebenso wie an den übrigen awarenzeitlichen Fundorten — sowohl in der Grabkeramik als auch in der Siedlung in drei technologischen Gruppen (IA, IB und IG) der schnellscheibengedrehten Keramik vor. Im Ausnahmefall gibt es sie auch auf einem handgeformten Henkeltöpfchen aus kiesigem Material (technologische Gruppe IIIE) in Kölked.Die schnellscheibengedrehten Gefäße germanischen Charakters (technologische Gruppe IA) stimmen in Material wie Ausführung fast völlig mit den früheren germanischen Ziergefäßen des Gebietes überein. Ihr Grundmaterial ist mit wenig, etwa 5 %, Sand gemischt. Auch ihre gröbere Variante enthält kleine Kalkkiesel ebenfalls mit unter 5-prozentigem Anteil. Sie waren in guter Qualität scheibengedreht, im Inneren haben sie unten eine Schneckenlinie, auf der Wand schwache Riefen und dichte Streifen. Ihre Böden und untere Gefäßdrittel oder -viertel sind nach dem Abschneiden von der Scheibe verdünnt, der Boden üblicherweise konvex, unregelmäßig. Mehrheitlich sind sie poliert. Neben der Stempelverzierung sind auch eingeglättete Linien und Netzmuster allgemein. Selten finden sich auf ihnen eingeritzte Wellenlinien, aber es gibt auch nicht wenige unverzierte Töpfchen. Sie sind mittelhart gebrannt, grau, schwarz, bräunlich grau, in den späteren Phasen häufig mit Brandfehlern: mit braunen, rötlichen Flecken. Aus dem Material werden kleine Gefäße gefertigt, unterschiedlich geformte größere Tassen, kleine Töpfe, in Ausnahmefällen auch eine Schale als Tischgefäß. Die Vorbilder ihrer Form finden sich im lokalen germanischen Töpferhandwerk. Die gebietsmäßigen Unterschiede geben die Unterschiede der Formen der früheren germanischen Keramik im Karpatenbecken wieder (Abb. 11). Von der Stempelverzierung gibt es auf ihnen nur die von „germanischem” Typ und Struktur.In Kölked erscheinen sie in der frühesten Phase und ihre Benutzung endet mit den Stücken, die mit den Pseudoschnallengürteln vorkommen (Mitte 6. Jh. — Mitte 7. Jh.). In der ersten Hälfte ihrer Benutzung waren die kleineren birnen-oder beutelartigen Formen (Beutelgefäß) charakteristisch, bis zu ihrem Ende dann in erster Linie die bikonischen kleinen Töpfe, meist ohne Stempelung, mit eingeglätteter oder eingeritzter Verzierung. In Kölked zeigt sich zwischen dem Gräberfeld und der Siedlung bei dieser Keramikgruppe ein großer Unterschied. In Gräbern wurden 36 Gefäße der technologischen Gruppe IA gefunden, in der Siedlung nur 29. Verglichen mit den übrigen Gefäßtypen ist ihre Überpräsentation im Gräberfeld damit zu erklären, dass die ins Grab beigegebenen Gefäße konsequent zu einem bestimmten Typ gehörten: In Gefäße gleicher Funktion füllte man die den Toten beigegebenen Speisen und Getränke. Ins Gräberfeld kommen vor allem kleine bis mittelgroße Tassen und kleine Töpfe, wogegen in der Siedlung ein breiterer Größenbereich vorkommt. In der Kölkeder Siedlung finden sie sich im gesamten freigelegten Gebiet, in 50–70 m voneinander liegenden Knotenpunkten, womit sie die frühawarenzeitlichen Wirtschaftseinheiten in der Siedlung bezeichnen (Abb. 12).Die frühawarenzeitliche schnellscheibengedrehte graue Keramik (technologische Gruppe IB) ist der am meisten verbreitete und abwechslungsreichste frühawarenzeitliche schnellscheibengedrehte Keramiktyp. Sie besteht aus feinem reinem Ton mit weniger als 5 % Pyritsand oder selten Schamottemehl. Großenteils ist sie von guter Ausführung und in guter Qualität scheibengedreht. Ihre Farbe ist grau, hellgrau, in späteren Exemplaren kommt als Brandfehler auch die gelbliche Farbe vor. Nach dem Abschneiden von der Scheibe ist ihr Boden und unteres Drittel verdünnt und deshalb ihr Boden meist konvex, unregelmäßig. Zum großen Teil sind sie poliert und typischerweise mit eingeritzten waagerechten und Wellenlinienbündeln verziert. Abgesehen von einigen Ausnahmen gibt es nur Stempelung „awarischen” Typs auf ihnen, aber in der zweiten Hälfte ihrer Gebrauchszeit verschwindet bei diesem Keramiktyp die Stempelung. Unverzierte Gefäße sind sehr selten. Ausschließlich Tischgefäße werden gefertigt: größere Becher, Töpfchen, Ausgussrohrgefäße, selten auch Krüge, Feldflaschen, Becher und Schalen (Abb. 13–14). Vermutlich entstehen sie in mehreren Werkstätten: Auch in Kölked können zwei größere Gruppen unterschieden werden.Den größten Anteil des Kölkeder Materials bilden hart oder mittelhart gebrannte, qualitativ sehr gute, relativ dünnwandige, graue, stellenweise außen dunkelgraue, im Bruch hellgraue Gefäße. Die andere Untergruppe in Kölked besteht aus weich gebrannten, kreideartigen, hellgrauen Gefäßen mit dickerer Wand. Die frühesten Gefäße der grauen Keramik sind an den Anfang des 7. Jahrhunderts zu datieren und das Ende ihrer Benutzung auf das Ende des 7., den Anfang des 8. Jahrhunderts. In der Frühperiode kommen in erster Linie birnenförmige, bikonische und kugelförmige Töpfchen und größere Becher vor, mit Ausgussrohrgefäßen. Im Laufe des 7. Jahrhunderts erweitert sich dann der Formenschatz erheblich und im späten Abschnitt kommen nur noch die größeren Töpfe mit ovalem Körper und die kleineren, ebenfalls ovalen Becher vor. In Kölked fanden sich in der Siedlung Fragmente von 137 auswertbaren Gefäßen, wogegen 64 Grabkeramiken zu dieser technologischen Gruppe gehören. Ins Grab kommen ebenfalls Gefäße bestimmter Größe und Form, wogegen in der Siedlung eine breitere Skala erscheint: Kleine und mittelgroße ovale, bikonische und kugelförmige Töpfe und Töpfchen bilden die Grabkeramik, während in der Siedlung Krüge, Flaschen, Becher und auch Schalen vorkommen, wie auch größere Töpfe. In der Kölkeder Siedlung finden sich solche Gefäße auf dem gesamten freigelegten Gebiet, mit Knotenpunkten 50–70 m voneinander, die die frühawarenzeitlichen Haushalte angeben (Abb. 12).Bei der Untersuchung ihres Vorkommens im Karpatenbecken lässt sich nachweisen, dass sich die frühawarenzeitliche graue Keramik enthaltenden Gräberfelder in fünf größere Gruppen gliedern und die gefundenen Formtypen ungefähr eine ständige Kombination bilden (Abb. 15). Auch in der territorialen Ausdehnung dieser Gruppen können Regularitäten nachgewiesen werden (Abb. 16). Zwei Gruppen unterscheiden sich mit Fundorten großen Formenschatzes, die auch anderes Fundmaterial, in erster Linie mit germanischem oder merowingischem Einfluss, enthalten. Bei diesen zeigt sich in den Formen gewisse Abweichung: Eine in Szekszárd und eine an den Fundorten Kölked und Környe vorkommende Formenauswahl, vertreten mit mehr oder wenigen Typen, mit weniger Gefäße enthaltenen Gräberfeldern in deren Einzugsbereich, in der Frühawarenzeit geöffnet und auch in der Spätawarenzeit genutzt.Auf den Gefäßen der grauen schnellscheibengedrehten Hauskeramik aus körnigem Material (technologische Gruppe IG) kann man Stempelverzierung finden, vorkommend auch auf den Tischgefäßen der Variante aus reinerem Material dieser zumeist Kochgefäße enthaltenden Gruppe. Am Fundort Kölked lässt sich von der frühesten Phase an das Vorhandensein dieser technologischen Gruppe nachweisen, und in diesem frühen Abschnitt ist auf diesen Gefäßen noch Stempelung „germanischen” Typs zu beobachten. Im Laufe des 7. Jahrhunderts erscheint auf ihnen auch Stempelung „awarischen” Typs. Nach dem Zeugnis der stempelsiegelidentischen Gefäße haben wahrscheinlich einzelne Werkstätten auch gleichzeitig Gefäße hergestellt, die zu den technologischen Gruppen IB und IG zu zählen sind. Die Benutzung der grauen körnigen Hauskeramik lässt sich in der Kölkeder Siedlung bis zum Ende des 7., Anfang des 8. Jahrhunderts nachweisen, aber die Stempelverzierung kommt nach dem mittleren Drittel des 7. Jahrhunderts nicht mehr vor.

Item Type: Article
Subjects: C Auxiliary Sciences of History / történeti segédtudományok > CC Archaeology / régészet
Depositing User: xKatalin xBarta
Date Deposited: 15 Dec 2016 09:48
Last Modified: 16 Dec 2016 09:53
URI: http://real.mtak.hu/id/eprint/43393

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