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A pécsi Ferhád-dzsámi

Gere, László and Sudár, Balázs (2011) A pécsi Ferhád-dzsámi. Archaeologiai Értesítő, 136 (1). pp. 269-296. ISSN 0003-8032

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Abstract

Ferhád pasa pécsi dzsámiját a legutóbbi időkig szabályos négyzet alaprajzú épületként ismerte a kutatás. Napjainkban is álló északkeleti és északnyugati falának műemléki kutatása, valamint elbontott déli részének régészeti feltárása azonban bebizonyította, hogy a szokványostól nem csak nyílásrendszere, de alaprajzi kialakítása is eltért. A történeti kutatások megkérdőjelezték építtetőjének személyét is. Ferhád budai pasa (1588–1590) nem lehetett az építő, az 1579. évi török szandzsákösszeírás szerint ugyanis már állt a dzsámi. A dzsámit feltehetően Ferhád korábbi szekszárdi bég építtette, aki 1571 és 1573 között a pécsi szandzsák irányítója volt. A dzsámi két oldalfalához kapcsolódó két keskeny helyiséget a halvetí dervisek negyvennapos magányos elvonulására, ún. csileháneként vagy halvetháneként használták. | Die erste Information über die Moschee von Pascha Ferhád in Pécs findet sich 1663 bei Evlia Cselebi, dem Einzigen, der das besetzte Ungarn detailliert beschrieben hat. Nach Evlia gehörten zur Stiftung von Ferhád auch ein Kloster und ein Bad. Die Stiftungsgebäude stehen zumeist nahe beieinander und bilden einen Stadtteil (mahalle). Die Plätze der drei bedeutendsten Bäder in Pécs sind gut bekannt. Das eine stand innerhalb des Szigeti-Tors und war von Bei Memi gegründet worden, das andere gehörte zur Stiftung von Pascha Kászim und stand am NO-Ende des heutigen Széchenyi-Platzes. Das dritte befand sich in der Király-Gasse und wurde am Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen. Auf Grund der Angaben von Evlia Cselebi und der Vermessung Joseph de Haüys vom Oktober 1686 können die Gebäudereste auf dem Grundstück der heutigen Kazinczy-Gasse 4 eindeutig mit der Moschee von Pascha Ferhád identifiziert werden. Berücksichtigt man, dass sich im mündlichen Gerede die Ränge eventuell ändern, müssen wahrscheinlich auch die Angaben der türkischen Sandschak-Konskription (sog. tahrír-defter) des Jahres 1579 beigezogen werden, denen gemäß ein Stadtviertel nach Bei Ferhád benannt war. Die Moschee selbst erscheint bei der Beschreibung eines Hauses: „No 635. Das Haus der Tútí, Tochter von Abdullah, im Stadtteil der Marodeure, nahe der Ferhád-Moschee.“ Der Stadtteil der Marodeure ist auf Grund der Pécser Häuserregistrierung von 1687 in der SW-Hälfte der Stadt, vielleicht an der Stelle der heutigen Zrínyi-Gasse, zu lokalisieren. Zwischen beiden Angaben ist die Stadt jedoch bis auf den Grund abgebrannt und auch der Stadtteil der Marodeure eventuell an eine neue Stelle gekommen. Auf Grund all dessen ist vorstellbar, dass der von Evlia genannte Pascha Ferhád mit dem Bei gleichen Namens identisch ist. Ferhád war 1588–1590 Budaer Pascha, damals stand die Moschee jedoch bereits. Allerdings war auch er 1579 nur im Rang eines Beis in Bosnien eingesetzt und in dieser frühen Periode wissen wir nichts von Ferháds Beziehungen innerhalb der Gebiete der Türkenherrschaft. In der betreffenden Periode sind mehrere Beis namens Ferhád im türkischen Hoheitsgebiet und seiner engeren Umgebung bekannt. Der eine Ferhád war um 1570 Bei von Szekszárd und gerade 1571–1573 Leiter des Sandschak Pécs. Dieser Ferhád starb in Pécs, was deshalb beachtenswert ist, weil auf der Karte von Joseph de Haüy neben der Moschee auch ein Objekt mit vieleckigem Grundriss zu erkennen ist. Das kann ein Brunnen, aber auch eine Türbe (Grabkapelle) sein. Bei den Grabungen kam im fraglichen Bereich kein Brunnen zum Vorschein. Der andere Ferhád war seit 1573 lange Zeit in Nógrád tätig. Er setzte seine Laufbahn 1579 vermutlich in Pozsega/Slavonska Požega (Kr.) fort, von wo er vielleicht nach Herzegowina kam und dann nach ganz kurzzeitiger Ernennung nach Pécs (Dez. 1589 – Jan. 1590) wieder nach Pozsega zurückkehrte. Da Pozsega und Pécs auch sonst in aktiver Beziehung miteinander standen, ist es vorstellbar, dass er der Gründer war. Eine Schwierigkeit dabei ist, dass er gerade 1579 in diesem Raum auftaucht, als die Moschee bereits stand. Zur Beziehung des Gründers zu Pécs ist anzumerken, dass es keine Spur seiner Stiftung gibt, obwohl der Verfasser z. B. der 1579er Konskription sogar sehr auf die Stiftungsgüter achtete. Auf Grund all dessen handelt es sich höchstwahrscheinlich um den in Pécs verstorbenen Ferhád. Wenn sich dies beweisen ließe, kann die Moschee spätestens am Anfang der 1570er Jahre erbaut worden sein. Nachdem Pécs von den Türken zurückerobert worden war, erwarben die Dominikaner die Moschee samt Umgebung, die sie bis zur neuen Ordenshaus- und Kirchenweihe 1771 als Kirche nutzten. Die frühere Kirche – d. h. die Moschee – wollten sie als Kornspeicher verwenden, wozu es dann aber wegen der Ordensauflösung 1786 nicht kam. Das Ordensgrundstück parzellierte der Staat als Hausgrundstücke und verkaufte es durch Versteigerung. Den S-Teil der in Privateigentum übergegangenen Moschee trug man beim Bau von Häusern im 19. Jahrhundert ab, die NO- und NW-Mauer blieben als Teile von Wohnhäusern erhalten. Vom Grundstück des Dominikanerordens in der Király-Gasse und seinen Gebäuden sind drei Planzeichnungen erhalten, auf denen auch die Moschee sehr genau vermessen ist. Auf den Vermessungen von 1785 und 1800 sind neben den NO- und SW-Wänden der Moschee auch zwei kleine Räume eingezeichnet. Diese hat die frühere Forschung mit den Bauarbeiten der Dominikaner in Zusammenhang gebracht. Die wichtigste Feststellung der Ausgrabung der abgerissenen Teile in den Jahren 2007–2008 war, dass diese beiden Seitenräume einen organischen Bestandteil des zentralen – quadratischen – Gebäudeteils der Moschee bilden und gleichzeitig mit ihm erbaut wurden. Die Innenbreite der beiden kleinen Räume beträgt 2 m, ihre genaue Länge ist nur aus den Vermessungen des 18. Jahrhunderts bekannt. Beim Bau des Kellers unter dem Wohngebäude wurde ihre N-Wand abgerissen. Bei der Erforschung der noch stehenden Wände wurden im mittleren Drittel des Erdgeschossteils der NO-Wand zwei Fenster freigelegt. Das nördliche ist fast völlig erhalten. Die N-Zarge des südlichen war stark beschädigt, vom Bogen war nur der Ansatz erhalten. Im Oberteil der Wand waren der Gewölbezwickel und der Entlastungsbogen des ihm folgenden Blindbogens geblieben. In der NO-Ecke waren etwa zwei Drittel des Gewölbezwickels in originalem Zustand erhalten. Die den Eckbogen stützende dreieckige Steinkonsole ziert ein aus Stuck aufgetragener Stalaktit. In der NO-Ecke befindet sich gut erhalten der den Übergang vom Viereck zum Kreis sichernde Eckstalaktit. Von der Eingangstür in der Mittelachse der NW-Wand sind nur ihr Bogen und die O-Zarge geblieben. Der Oberteil ihrer W-Zarge war durch eine nachträgliche Wandnische am Ende des 19. Jahrhunderts vernichtet worden. Das O-Fenster wurde bereits bei den Forschungen im 20. Jahrhundert gefunden. Dagegen konnte nun das W-Fenster nahe bei der NW-Ecke freigelegt werden. Im Abschnitt zwischen Eingangstür und W-Fenster befand sich im Mauerkern die auf die Empore führende Treppe. Die schmale Tür zur Empore war großenteils im Originalzustand erhalten. Im Gewölbezwickel-Etagenniveau befand sich keine andere Maueröffnung. Im oberen Teil der Wand war der Ziegelbogen zwischen den beiden Gewölbezwickeln geblieben, den ein aus Putz gezogener Rahmen mit halbrundem Querschnitt schließt. Vom NW-Gewölbezwickel war nur ein kleinerer Abschnitt der O-Hälfte erhalten. Darüber, wie der Grundriss des Minaretts ausgesehen hat, erbrachte die Forschung nur sehr wenige Angaben. Die NW-Zarge der Tür von der Empore ins Minarett und die abgemeißelte NW-Wand des Minaretts bezeichnen jedoch dessen Stelle. Das Minarett ist auf den ersten Darstellungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits unvollständig, seine Haube fehlt. Auf Grund der Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert wurde festgestellt, dass es im Viereck der Moschee über den beiden Erdgeschossfenstern keine weiteren Obergeschossfenster gab. Am achteckigen, kuppelgedeckten Tambour wird sich in der Mitte jeder Seite ein Fenster befunden haben. Die Moschee von Pascha Ferhád vertritt eine im ungarischen Besetzungsgebiet und auf dem Balkan anscheinend völlig einzigartige Grundrisslösung. Nach Evlia hat Pascha Ferhád ein Halvetí-Kloster gegründet. Seine Behauptung wird dadurch bestätigt, dass es über den Orden in Pécs auch Angaben aus anderen Quellen gibt. Ein zentrales Element der mystischen Übungen des Derwischordens bildet die Zurückziehung (halvet), wovon auch sein Name stammt. In dem Fall wurde der Derwisch mit einem Koran für vierzig Tage in eine enge Zelle eingeschlossen, wo er nur minimale Nahrungsmengen zu sich nehmen konnte. Die Zeremonien beruhten auf der Rezitierung der Namen Allahs. Die seitlichen Räume konnten keinesfalls das Kloster selbst gebildet haben, dazu waren sie allzu klein. (Das Ordenshaus stand wahrscheinlich auf der N-Seite der Király-Gasse.) Ausgeschlossen ist jedoch nicht, dass die Derwische sie für ihre vierzigtägige Zurückgezogenheit in der Einsamkeit, als sog. csileháne oder halvetháne, genutzt haben. Damit befand sich der Schauplatz der wichtigsten Ordensübung in direkter Nähe der Moschee.

Item Type: Article
Subjects: C Auxiliary Sciences of History / történeti segédtudományok > CC Archaeology / régészet
Depositing User: xKatalin xBarta
Date Deposited: 22 Dec 2016 12:37
Last Modified: 22 Dec 2016 12:37
URI: http://real.mtak.hu/id/eprint/43849

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