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Madárfibulák a gepida korból

Rácz, Zsófia (2011) Madárfibulák a gepida korból. Archaeologiai Értesítő, 136 (1). pp. 165-179. ISSN 0003-8032

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Abstract

A tanulmány két új, Tisza-vidéki lelet alapján ismerteti a gepida kori madárfibulákat és azok viseleti módját, kitekintve a Kárpát-medence és a Meroving területek hasonló tárgytípusaira. Bemutat továbbá egy már korábban is ismert, madár alakú tárgyat a szentes-berekháti gepida temetőből, amely az újabb vizsgálatok szerint valószínűleg öntőminta, tehát a kisfibulák helyi gyártását bizonyítja. A cikk kitér a gepida fibulaviseletnek a Meroving divatot nem követő sajátosságaira is. | Die Studie stellt auf Grund zweier neuer Funde aus dem Theißgebiet die Vogelfibeln aus gepidischer Zeit, ihre Trageweise und ihr Beziehungssystem vor. Des Weiteren zeigt sie einen bereits früher bekannten vogelförmigen Gegenstand aus dem gepidischen Gräberfeld Szentes-Berekhát, der neueren Untersuchungen gemäß ein Gussmodel ist, also die lokale Herstellung der Kleinfibeln beweist. Der Artikel geht auch auf die Eigenheiten der gepidischen Fibeltracht ein, die der Merowingermode nicht folgen. In den letzten Jahren kamen bei den Fundrettungsgrabungen des Archäologischen Instituts der Loránd-Eötvös-Universität Budapest im Theißgebiet auch zwei Fibeln ans Licht, die zu den seltenen Gegenstandstypen der germanischen Periode des Karpatenbeckens gehören. Die erste Vogelfibel wurde im Juni 2004 in einem Grab des gepidenzeitlichen Gräberfeldes von Hajdúnánás-Fürj-halom-dűlő (Ostungarn, Komitat Hajdú-Bihar) gefunden (Objekt 444/620, Abb. 1.1–4), zusammen mit einem zweireihigen Beinkamm und Perlen. Die aus Messing gegossene Fibel (s. Anm. 4) hatte eine Vogelform mit stark gebogenem Rücken und war auf dem Bauchteil mit parallel gravierten Linien verziert. Der andere Fund ergab sich mittels Metallsuchgerät in Tiszabura-Bónishát (Ostungarn, Komitat Jász-Nagykun-Szolnok) im Sommer 2009 (Abb. 1.5–6). An diesem Fundort sind einige gepidische Siedlungsobjekte bekannt. Die Fibel ist eine aus Messing gegossene (s. Anm. 6) Vogelgestalt mit stark gebogenem Schnabel und Rücken, auf dem Bauchteil parallel gravierten Linien, auf Rücken und Schwanz Punktkreisverzierung und im Auge einem Einlagenrest. Im Karpatenbecken sind an zwanzig Fundorten Vogelfibeln bekannt, in etwa gleichem Verhältnis in pannonischen, Theißgebiet- und siebenbürgischen Gepidengebieten, ergänzt durch einige Exemplare unbekannten Fundortes (Fundortliste 1). Die Vogelfibeln aus gepidischen Gebieten fasst Tabelle 1 zusammen. Auf Grund der ungestörten Bestattungen kann festgestellt werden, dass diese Kleinfibeln auf dem Brustkorb, in der Körpermitte einzeln oder paarweise – in waagerechter oder senkrechter Stellung angesteckt – getragen wurden, zumeist von kleinen Mädchen. Eine Bügelfibel lag ausschließlich im Fund von Beregszász mit der Vogelfibel zusammen, doch konnte dort die Lage im Grab nicht rekonstruiert werden. In gepidischen Gräbern des 6. Jahrhunderts ist keine Bekleidung mit drei und vier Fibeln bekannt. In den Frauenbestattungen der Reihengräberfelder dominieren die einzeln und in wenigen Fällen die zu zweit getragenen Fibeln, die am häufigsten in Beckennähe oder auf dem Brustkorb lagen. Typ und Größe der auf dem Brustkorb getragenen Fibeln sind unterschiedlich, von den 2–3 cm-Vogelfibeln bis zu den 8–9 cm-Bügelfibeln, dennoch werden sie eine ähnliche Funktion in der Kleidung der gepidenzeitlichen Frauen gehabt haben (Fundortliste 2). Deshalb ist die Unterscheidung von Klein- und Großfibel oder funktioneller und Zierfibel, zumindest in dem Sinne, wie sie für die westlichen Merowingergebiete gilt, in diesen Fällen nicht anzuwenden. Die überwiegende Mehrheit der gepidenzeitlichen Fibeln fand sich in Gräbern erwachsener Frauen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass mehrere Exemplare der seltenen Kleinfibeln das Kleid kleiner Kinder zusammenhielt. Interessante Fragen wirft die Untersuchung der Herkunft der gepidenzeitlichen Mode der auf der Brustkorbmitte getragenen Fibeln auf. Auf jeden Fall ist dies die am häufigsten beobachtete Lage der Fibeln in spätantiken Gräbern. Wahrscheinlich ist diese Trageweise ein Beweis des weit reichenden mediterranen Einflusses von den Franken bis ins Karpatenbecken. Doch für die Geschichte der gepidischen Kleidung ist auch die Tatsache nicht außer Acht zu lassen, dass in den Gräbern der früheren Herren der ungarischen Tiefebenengebiete, der Sarmaten, gerade dies die am häufigsten festzustellende Lage der Fibeln ist. Das Problem hierbei sind die wenigen Angaben, das Fehlen der Verbindungsglieder: Neben dem für die Hunnenzeit typischen, hauptsächlich auf einer oder beiden Schultern zusammengesteckten Kleid taucht die Fibel in der Brustkorbmitte nur selten auf. Trotz der vielen westeuropäischen Vogelfibelfunde nehme ich an, dass die im gepidischen Gebiet keine Westimportstücke sind, sondern Erzeugnisse lokaler Werkstätten. Der beste Vorgänger aus der Sicht der Formen der einfacheren Gussstücke ist die Gold-Almandin-Kleinfibel mit Cloisonné-Verzierung des gut ausgerüsteten Frauengrabes von Beregszász (Abb. 2.3). Direkte Parallelen von ihr tauchten im Kunsthandel auf, leider von unbekanntem Fundort, unter unbekannten Umständen: Christie’s und Gorny&amp;Mosch veröffentlichten ganz ähnliche Zierstücke in Cloisonné-Technik (Abb. 2.1–2). In diesen Goldschmiedearbeiten im polychromen Stil guter Qualität aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hat man die Vorgänger der einfacheren, aber die Form und die Traditionen des polychromen Stils noch bewahrenden Vogelfibeln der gepidischen Reihengräberfelder zu suchen. Herausragend wichtig für die Frage nach dem Herstellungsort der Fibeln ist ein Gegenstand aus Grab 61 des Gräberfeldes von Szentes-Berekhát: eine auf beiden Seiten glatte Vogelgestalt ohne Nadelkonstruktion, die der Materialuntersuchung gemäß aus einer Blei-Zinn-Kupferlegierung mit sehr hohem Bleigehalt (27 %) besteht. Hierbei handelt es sich vielleicht um ein Gussmodel, das in Ton gedrückt zur Herstellung einer Gussform für ähnliche Fibeln diente, oder einfach um eine Schablone als Muster zur Fertigung weiterer Kleinfibeln. Die Bedeutung des betreffenden Grabes (auf Grund der Beilagen Frauengrabes) erhöht, dass sich in ihm 31 geschliffene Almandin-Plättchen und auch ein größeres Cabochon fanden, gleichfalls Funde, die zum Goldschmiedberuf gehören. Für die lokale Herkunft der Vogelfibeln gibt es ein weiteres Argument: Auch auf anderen Gegenständen der materiellen Kultur gepidischer Zeit (gepidische Adlerschnallen mit einem Vogelkopf, Fibeln mit Vogelkopfkranz) tauchen Vogelgestalten auf. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Vogelfibeln in den Reihengräberfeldern gepidischer Zeit zwar seltene Funde sind, aber nach dem Vorbild des Zellenschmelzschmuckes aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts lokal erzeugt wurden. Die bisherigen Exemplare zeigen, dass sie in der Brustkorbmitte getragen wurden, zumeist von kleinen Mädchen. Die Zeit ihrer Herstellung und Tracht ist die Wende 5.–6. Jahrhundert, erste Hälfte 6. Jahrhundert. Dem Datierungsvorschlag widerspricht die <sup>14</sup>C-Messung des Knochenmaterials von Hajdúnánás Grab 444/620 nicht, die ein Zeitintervall 430–540 ergab.

Item Type: Article
Subjects: C Auxiliary Sciences of History / történeti segédtudományok > CC Archaeology / régészet
Depositing User: xKatalin xBarta
Date Deposited: 22 Dec 2016 13:01
Last Modified: 22 Dec 2016 13:01
URI: http://real.mtak.hu/id/eprint/43860

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