Papp, Ágnes (2018) Cantionalia ‒ von retrospektivem Inhalt gekennzeichnete liturgische Bücher aus dem spätmittelalterlichen Ungarn. In: Notated Sources from Medieval Europe / Medieval Hungary: Transregional Research and Online Database Building. SAV, Bratislava. (Submitted)
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Abstract
Einen Grund für diesen Aufsatz bietet die eingehende Erforschung zwei bedeutender spätmittelalterlicher Papierkodizes, die aus dem Gebiet des ehemaligen Königreichs Ungarn stammen. Die monographische Verarbeitung beider “Cantionale”-Bücher ist gegenwärtig noch im Anfangsstadium, darum wird keinesfalls auf neueste Forschungsereignisse konzentriert, stattdessen werden lediglich die wichtigsten Informationen wie auch die bisherige einschlägige Fachliteratur über die betreffenden Handschriften hervorgehoben. Das Pauliner Cantuale aus Częstochowa (Polen) ist der ungarischen Musikgeschichtsforschung wohl bekannt. Mittels seiner Hilfe konnte man auf solche Melodien Rückschlüsse zu ziehen, die anhand von früheren mittelalterlichen Quellen der Erzdiözese Gran nicht mehr dokumentiert sind. In seiner Notation lässt sich ferner die für die Pauliner typische Variante der Graner (ungarischen) Notation erkennen. Eine Revision der Datierung des Cantuale erschien vor einigen Jahren als geboten; aufgrund kodikologische Belege und der richtigen Lesart des eingetragenen Jahreszahls (1601) wurde die Handschrift nach 1526 datiert. Die andere, weit weniger bekannte und erforschte Handschrift stammt aus Ost-Siebenbürgen (genauer aus dem Seklerland) aus dem 16. Jahrhundert, und wird heute im Franziskanerkloster von Csíksomlyó (Şumuleu-Ciuc, Rumänien) aufbewahrt. Dieses Cantionale beinhaltet eine eigenartige Auswahl und Gruppierung von Messgesängen, enthält u. A. solche seltene Gesänge, welche nicht zum festen Bestandteil des mittelalterlichen europäischen Grundrepertoires zugerechnet werden können, sondern lediglich als Zusatz dazu anzusehen sind. Die gemeinsame Darstellung beider liturgischen Gesangbücher verweist jedoch auf die allgemeinen gattungstypischen Eigenschaften der “Cantionale” genannten retrospektiven Handschriften, deren Produktion in der Periode der Reformationszeit und der Türkenherrschaft in Ungarn einen gewissen Aufschwung erlebte. Es handelt sich über sowohl inhaltliche als auch formale Besonderheiten und Merkmale, welche ein charakteristisches Gepräge den entsprechenden liturgischen Quellen geben. Der vielfältige, bunte Inhalt der Sammlungen konnte auf mehrere unabhängige Abschnitte gegliedert werden und die Teile konnten nach ihren Inhalt voneinander unterscheidend betitelt werden (Processionale, Rituale, Hymnarium, Sequentionale etc.). Als Vergleichsmaterial wurden einige weitere Gesangbücher aus der gleichen Zeitperiode und aus dem Gebiet des historischen Ungarns herangezogen, welche ähnliche Eigenschaften aufzeigen. Diese Quellen haben in der Fachliteratur unterschiedliche Benennungen erhalten, abhängig davon, was für ein Teil in ihnen vorne zu finden war, oder mit welcher Art von liturgischen Texten oder Gesängen die Handschrift zum größten Teil gefüllt war.
Item Type: | Book Section |
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Subjects: | B Philosophy. Psychology. Religion / filozófia, pszichológia, vallás > BV Practical Theology / gyakorlati teológia M Music and Books on Music / zene, szövegkönyvek, kották > M1 Music / zene > M10 Theory and philosophy of music / zeneelmélet, muzikológia Z Bibliography. Library Science. Information Resources / könyvtártudomány > Z004 Books. Writing. Paleography / könyvészet, írás, paleográfia |
Depositing User: | Ágnes Papp |
Date Deposited: | 04 Jan 2019 10:08 |
Last Modified: | 22 Jan 2019 09:28 |
URI: | http://real.mtak.hu/id/eprint/89212 |
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